Zwei ehemalige Spitzensportler managen den Werkhof

Josef Weibel 

Zahlreiche Sportanlagen für verschiedene Sportarten, darunter Hallen, Plätze für Feld- und Mannschaftsspiele, Freizeitanlagen und individuelle Aktivitäten. Im Nationalen Sportzentrum Magglingen trifft sich Jahr für Jahr die Schweizer Sportwelt. Mittendrin zwei ehemalige Spitzensportler, die gemeinsam mit ihrem Team die gesamte Sportinfrastruktur der imposanten Anlage bewirtschaften. Ein Besuch bei Remo Fischer und Wilhelm Aschwanden im Werkhof des Sportzentrums.

Flugaufnahme BASPO Grand Hotel Hochschule Hauptgebäude
Foto: BASPO / Daniel Käsermann

Ob 10, 20, 30 oder 50 Kilometer auf den schmalen Brettern: Den beiden ehemaligen Langläufern Remo Fischer und Wilhelm Aschwanden war kein Weg zu weit, um in der Weltspitze des nordischen Skisports mitzuhalten. Zusammen nahmen sie in ihrer langen Karriere als Aktive unter anderem und zusammengezählt an sechs Olympischen Winterspielen und neun Weltmeisterschaften teil.

Inzwischen ist Remo Fischer, Leiter Sportanlagen/Werkhof, 44 Jahre alt, sein Stellvertreter Wilhelm Aschwanden 56. Auch wenn ihre aktive Karriere längst Geschichte ist, ihre Körper haben nichts von ihrer Athletik verloren. Auf der Loipe müssen sie zwar nicht mehr schnell sein, aber in der riesigen Sportanlage mit ihren zahlreichen Aussen- und Innenanlagen packen sie immer noch kräftig mit an: Fischer als gelernter Landschaftsgärtner, Aschwanden als gelernter Forstwart. Mit einem 15-köpfigen Team pflegen sie nicht nur die Sportanlagen, sondern auch 15 Hektar Wald.

Eine Ansammlung von Handwerks-«Betrieben»

Beispiel für Biodiversitätsmaßnahmen am Lärchenplatz. mit Sportanlagen Shooting für das Voilà.
Foto: BASPO / Charlène Mamie

Der Werkhof des Sportzentrums befindet sich im Untergeschoss der Sport-Toto-Halle und widerspiegelt mit seinen verschiedenen Bereichen die vielfältigen Tätigkeiten der Werkhof-Truppe. Garage, Metallbauwerkstatt, Schreinerei und ein Teil des beeindruckenden Fuhrparks von insgesamt 60 Betriebsfahrzeugen. Hier stehen unter anderem verschiedene Landmaschinen der Marken Kramer, John Deere, Iseki und New Holland sowie Elektrofahrzeuge der Marken Goupil, Renault und Hyundai. Oder zehn VW-Transportbusse, die den verschiedenen Sportmannschaften die langen Wege von Sportstätte A nach B oder Fahrten von oder nach Biel und in die nautischen Sportstätten verkürzen. Und: Da stehen auch Löschfahrzeuge. Das nationale Sportzentrum verfügt über eine eigene Betriebsfeuerwehr mit 25 Mitarbeitenden im Löschzug. Tagsüber rückt sie auch bei Bränden in den Gemeinden Magglingen und Leubringen aus, abends und nachts ist die Feuerwehr Leubringen zuständig oder bei Grossbränden die Berufsfeuerwehr Biel.

Verschiedenes Handwerk im Werkhof vereint

Rundbahn Einbau / Tag 1
Foto: BASPO / Janis Buchser

Erst beim späteren Rundgang wird noch einmal eindrucksvoll deutlich, für welche Fülle an Sportanlagen das 15-köpfige Sportanlagen- / Werkhofteam zuständig ist. «In unserem Team ist eine breite Palette von Handwerksberufen vertreten», fügt Remo Fischer stolz hinzu. Jedenfalls ist hier oben auf knapp 1000 Metern über Meer einiges an Fachkompetenz versammelt – nicht nur in Magglingen, sondern der Zuständigkeitsbereich erstreckt sich auch auf den Wassersport mit den beiden Anlagen in Biel und Ipsach sowie auf die Zeughäuser in Biel und Pieterlen. Im Zeughaus Biel, verraten die beiden ehemaligen Langläufer, wird beispielsweise ein Grossteil der Sicherheitsnetze der alpinen Ski-Weltcup-Anlässe in der Schweiz aufbewahrt.

Das Dorf im Dorf
Das Nationale Sportzentrum ist sozusagen ein Dorf im Dorf. Mit Seminar-, Sport- und Standardhotel mit insgesamt 350 Betten; vier Gastronomiebetrieben mit Platz für 675 Gäste und 310 Gäste im Aussenbereich. In der Verwaltung werden jährlich rund 3000 Buchungen bearbeitet, in den Hotelbetrieben werden in diesem Zeitraum über 90 000 Übernachtungen generiert; eine Grossküche sorgt für die Kulinarik. Neben der Bewirtschaftung des gesamten Aussenraumes mit Beton- und Naturstrassen, Waldwegen, Rasensportplätzen, Kunststoffbahnen und weiteren Einrichtungen gehören natürlich auch die Reinigung und der Unterhalt von Anlagen, die nicht in den Aufgabenbereich des Sportanlagen-/ Werkhofteams fallen, dazu. Neben der eigenen Hauswartung (für jede der sechs Hallen) werden vor allem Reinigungsarbeiten an Fremdfirmen vergeben. «Auch wir mussten in den letzten Jahren Personal abbauen und Arbeiten teilweise auslagern», erklärt Remo Fischer.

300 Kubik Sägemehl für die Schwinghalle

Sportanlagen: Wassersportanlagen von Ipsach
Foto: BASPO / Charlène Mamie

Es würde den Rahmen dieser Reportage sprengen, die Fülle dieser Anlage im Detail zu beschreiben. Es gibt aber einige interessante Details, die die Einzigartigkeit dieser Stätte eindrücklich dokumentieren. Zum Beispiel die beiden Kunstrasenfelder. «Das eine Feld ist unverfüllt», erklärt Fischer, «das andere mit der klassischen Aufbauschicht Sand, Granulat und Kunststoff. «Ersteres», so Fischer, «entspricht einer weicheren Unterlage und ist bei den Fussballern entsprechend beliebt.» Oder die Ausbildungshalle, wo sich unter anderem ein Schwingkeller befindet, dessen Fläche aufgefüllt ist mit 300 Kubikmeter Sägemehl und jährlich einmal mit der Schneefräse umgewälzt wird, um beispielsweise Pilzbefall zu verhindern. Die Schneefräse kommt so auch mal in anderen Jahreszeiten zum Einsatz. Weniger das Kässbohrer Pistenfahrzeug, mit dem das grosse Loipennetz im Winter präpariert wird. Schnee auf einer Höhe

Außenansicht der Jubiläumshalle, im Frühling
Foto: BASPO / Charlène Mamie

von knapp 1000 Metern über Meer ist Mangelware, könnte man denken. Wilhelm Aschwanden verneint. «Während beim Swiss Olympic Haus auf gut 900 Metern der Schnee gewöhnlich schnell schmilzt, haben wir 50 Meter weiter oben schon viel bessere Bedingungen.» Viel Schnee brauche es ohnehin nicht für eine Loipe. «Wichtig ist ein gefrorener Boden als Grundlage», präzisiert Aschwanden. Bei Schnee werden aber nicht nur Langlaufloipen und Winterwanderwege präpariert, sondern vor allem sämtliche Parkplätze und die Zufahrten und Gehwege zu den Gebäuden geräumt und gesalzen. Dadurch steigt der Arbeitsaufwand für den Winterdienst des Werkhofs erheblich.
Es ist Frühling. Die Gräser spriessen. Auch hier oben auf den zahlreichen Magerwiesen. Die Biodiversität hat auch in Magglingen Einzug gehalten. «Das nehmen wir genauso ernst wie den konsequenten Einsatz ausschliesslich organischer Dünger auf den Sportrasenflächen und den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel auf der gesamten Anlage». Die Magerwiesen werden in der Regel ein- bis zweimal im Jahr sorgfältig gemäht, vor allem zur Zeit der Heuernte. Gedüngt werden sie nicht. «Mit unseren Massnahmen zur Förderung der Biodiversität möchten wir eine Vorbildfunktion haben», sagt Remo Fischer.

Reservationstool bestimmt den Unterhalt

Flugaufnahme BASPO
Halle End der Welt, Trainingsplätze, Rundbahn, Golfplatz
Foto: BASPO / Daniel Käsermann

Wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen der Bewirtschaftung der verschiedenen Sportanlagen, wenn diese gleichzeitig belegt sind? «Wir arbeiten mit einem Reservationstool und passen die Arbeiten der Belegungsintensität an», erklärt Remo Fischer. Das funktioniere in der Regel gut. «Ausnahmen gibt es, wenn saisonale oder witterungsbedingte Arbeiten zu bestimmten Zeiten anfallen. Dann gibt es eine Unterhaltssperre. Aber auch dann versuchen wir, Kollisionen zu vermeiden und halten uns möglichst an den Belegungsplan. Im Gegensatz zu anderen grossen Sportstätten haben wir keine festen Belegungszeiten von Vereinen oder Clubs auf unseren verschiedenen Anlagen, was die Planung eher erleichtert».
An Erfahrung mangelt es den beiden ehemaligen Spitzenlangläufern nicht. Remo Fischer, seit 2003 im Nationalen Sportzentrum, arbeitete vorerst mit einem 50-Prozent-Pensum, weil er noch im Spitzensport aktiv war; Wilhelm Aschwanden, stiess bereits 1999 zum Unterhaltsteam und arbeitete aus dem gleichen Grund vorerst Teilzeit. 2014 wurde Remo Fischer zum Leiter Sportanlagen und Werkhof und Wilhelm Aschwanden zu seinem Stellvertreter ernannt.

Erstmals Spezialistenausbildung

Flugaufnahme BASPO
Sport-Toto-Halle und Ausbildungshalle
Foto: BASPO / Daniel Käsermann

Im Sportanlagen-/Werkhofteam arbeiten zum grossen Teil Leute, die schon lange dabei sind, aber in rund zehn Jahren in Pension gehen. Mit diesem Thema beschäftigt sich Remo Fischer, der mit 44 Jahren noch zu den «Jüngeren» gehört, natürlich schon aktiv. Wie steht es um den Nachwuchs? «Wir betreiben eigene Nachwuchsförderung und bilden ab diesem Sommer erstmals einen Lernenden für die Ausbildung Fachmann/-frau Betriebsunterhalt «Sportanlagen» EFZ aus. Dieser Beruf ist noch jung und spiegelt eine sehr vielseitige Ausbildung wider. Bis in zehn Jahren können wir einige neue Fachkräfte ausbilden und hoffen, dass die eine oder andere in unserem Werkhof hängen bleibt. Das wäre für die Nachfolgeplanung optimal.»
Auf den Sportanlagen am Jurasüdfuss mangelt es das ganze Jahr nie an Arbeit. Zumal die meisten Aussenbereiche der grossen Anlage auch für die Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar sind. Das gilt für Feuerstellen ebenso wie für Rasen- oder Laufplätze; selbst die grosse Waldhütte mit Feuerstelle und grosszügigen Räumlichkeiten können gemietet werden. Auf Wunsch auch mit Cateringservice von der Grossküche des Nationalen Sportzentrums.
Wilhelm Aschwanden bringt es auf den Punkt: «Die Sportanlagen in Magglingen sind seit jeher ein beliebter Treffpunkt für Sportbegeisterte und Besucherinnen und Besucher – und werden auch in Zukunft ein Ort bleiben, an dem man sich gerne aufhält und wohlfühlt.»

 

Fact Sheet

Unterkunft und Gastronomie
Hotelbetrieb mit 210 Zimmern und 350 Betten an vier Standorten; vier Gastrobetriebe mit knapp 1000 Plätzen indoor und outdoor; Catering.

Sportanlagen
Aussenanlagen: Bogenschiessanlage; Golfübungsanlage; Hartplatz für polysportive Nutzung; zwei Kunstrasenfelder; Leichtathletikarena mit Finnenbahn, Hochsprung, Stabhochsprung, Weitsprung, Diskuswurf, Kugelstossen und Speerwurf; Pumptrack-Parcours; fünf Naturrasenfelder, Sandplätze mit fünf Beachvolleyballfeldern; vier Tennis-Sandplätze; zwei Wassersportanlagen in Biel und Ipsach für Segeln, Surfen, SUP, Kajak und Kanu; Frei- und Hallenbad; Fitnessräume indoor und outdoor.
Sporthallen: Alte Sporthalle; Ausbildungshalle mit Schwingkeller und Boulderwand; Halle End der Welt; Jubiläumshalle (für Kunstturnen); Kampfsport- und Nordic-Pavillon; Polysportraum Zeughaus Biel; Sport-Toto-Halle; Fechthalle; Schiessanlagen.

Interessierte können auf Anfrage zwischen 8 und 16 Uhr Führungen durch die Sportanlagen des BASPO in Magglingen buchen. Die Führung (mindestens zehn Personen) dauert rund zwei Stunden.
www.baspo.admin.ch