Wenn es schneit, muss alles schnell gehen

Vorbereitung auf den Winterdienst am Beispiel Werkhof Grenchen (SO)

„Der nächste Winter kommt bestimmt“ ist eine Redewendung, die daran erinnert, dass auf den Sommer unausweichlich der Winter folgt. Die Frage ist nur: Wie schneereich und kalt wird er sein? Im Werkhof bereitet man sich in jedem Fall auf den Winterdienst vor. Wir haben Daniel Staufer, den Leiter des Werkhofs im solothurnischen Grenchen, auf den (Winter-)Zahn gefühlt.

Joseph Weibel
Die fünf Schneepflüge stehen im Werkhof Grenchen bereit. Sie sind für die vier Landwirte bestimmt, die die knapp 20 000 Einwohner zählende Stadt am Jurasüdfuss beim Winterdienst unterstützen. Wenn Frau Holle ihre Decken schüttelt, müssen ein 70 Kilometer langes Strassennetz und 50 Kilometer Trottoir möglichst rasch und effizient von Schnee und Glätte befreit werden. Werkhofleiter Daniel Staufer schmunzelt: „Im Moment zeigt das Thermometer 29 Grad Celsius. Wollen wir wirklich über den Winter sprechen?”

Die Frage von Daniel Staufer ist rhetorisch. Ob es im Juli regnet, stürmt oder die Sonne den Schweiss aus dem Körper treibt, ist dabei egal. Der Winterdienst ist immer ein Thema. Spätestens im September werden die Pläne vom letzten Jahr aus der Schublade geholt und als Grundlage für die ersten Vorbereitungen verwendet. „Wie andernorts auch nutzen wir unsere verschiedenen Kommunalfahrzeuge ganzjährig. Vor allem im Spätherbst kann es sein, dass in Extremfällen ein Traktor, mit dem zuvor das Fussballfeld gemäht wurde, für den Winterdienst umgerüstet werden muss.” Grenchen liegt auf einer Höhe von 450 Metern über dem Meeresspiegel, daher ist früher Schnee selten. Aber möglich ist es durchaus. Viel wahrscheinlicher ist ein frühzeitiger Wintereinbruch auf dem Grenchenberg, der ziemlich genau 1 000 Meter über der Stadt liegt. Dann ist schnelles Handeln des Pächters auf dem Untergrenchenberg gefragt, der für den Winterdienst verantwortlich ist.

 

Erste Arbeiten Mitte bis Ende Oktober
Mit und ohne Wenn und Aber: Mitte/Ende Oktober werden die Schneezäune aus Holz oder Plastik an den Strassenrändern montiert. Zunächst in den höheren Lagen der Stadt, im November dann auf dem gesamten Gemeindegebiet. Diese Aufgabe übernimmt der Werkhof auch auf der zwölf Kilometer langen Bergstrasse auf den Grenchenberg. Zusätzlich werden an kritischen Stellen Holzgeländer montiert.

Am 1. Dezember beginnt im Werkhof Grenchen der Winter-Pikettdienst. Die vier Landwirte holen die Pflüge ab und werden bei Bedarf  mit ihren Traktoren vor allem auf dem 70 Kilometer langen Strassennetz eingesetzt.  Ob der Pikettdienst um 2:30 Uhr morgens aus dem Fenster schaut und bei Bedarf mit einem weiteren Kollegen auf eine erste Tour mit dem Salzstreuer geht, hängt vom aktuellen Wetterbericht ab. „Wir pflügen, sobald zwei bis drei Zentimeter Schnee auf der Straße liegen bleiben”, erklärt Daniel Staufer. Wenn es nach intensiveren Schneefällen aussieht, wird der Werkhofleiter informiert, der die für die Räumung notwendige Equipe aufbietet. Im Extremfall sind das bis zu 30 Mitarbeitende mit LKW, Achsenkipper, Landrover, Brückenfahrzeugen mit Salzerei, Kommunalfahrzeugen mit Brücke und Salzerei sowie Kleintraktoren für die Räumung der Trottoirs.

 

Einsatz nach Priorität

Den Winterdienst in Grenchen machen nicht nur das weiträumige Strassennetz, sondern auch die Topografie anspruchsvoll. Während der untere Stadtteil im Gebiet der Witischutzzone mehrheitlich flach ist, gibt es in Richtung der Grenchenberge in den stark besiedelten Wohngebieten rasch ansteigende Strassen. Das übergeordnete Verkehrsnetz sowie die Buslinien haben erste Priorität. In einer zweiten Phase werden der Stadtrand und die Strassen Richtung Grenchenberg bewirtschaftet. „Besonders im steilen Gelände sind Glätte und Eisregen die grössten Feinde.” Prioritär behandelt werden auch die insgesamt 30 Treppen in der Stadt sowie Fussgänger- und Gehwege und Wasserschächte.

Schwierig wird es auch, wenn nach starkem Schneefall die Temperaturen rasch wieder ansteigen und so ein gefährliches Gemisch auf den Strassen hinterlassen. „Das ist besonders dann der Fall, wenn dieses Wetterphänomen am Morgen während der verkehrsintensivsten Zeit eintritt”, so Staufer. Er ist ebenfalls unterwegs und macht Kontrollgänge, um zu prüfen, welche Strassenabschnitte noch oder wieder bearbeitet werden müssen.

2024 lag der Salzverbrauch bei 120 Tonnen

Bei starkem Schneefall muss der Schnee möglichst rasch entsorgt werden. Das geschieht beispielsweise bei den Bushaltestellen mithilfe eines Pneuladers.  Der abtransportierte Schnee wird auf dem grossen Parkplatz des Schwimmbads Grenchen deponiert. Reicht dieser Platz nicht aus, holt die Stadt beim Kanton die Bewilligung ein, um den Schnee in die Aare zu kippen. Das kommt allerdings eher selten vor. Und auch wenn man nach jedem Winter das Gefühl hat, es sei kein strenger Winter gewesen, so ist der Salzverbrauch doch immer beeindruckend. Letzten Winter wurden in Grenchen 120 Tonnen Salz gestreut. Erst vor kurzem habe man das Silo auf 230 Tonnen aufgefüllt, so Daniel Staufer bei unserem Besuch Mitte Juli. Wer im Sommer bei den Schweizer Salinen Salz bestellt, erhält es zu einem günstigeren Preis, da kein fester Liefertermin festgelegt werden muss. Reichen die 230 Tonnen? „Im Normalfall schon. Aber wir mussten auch schon im Winter nachbestellen.”

 

Und auch wenn bei unserem Besuch das Thermometer die 30-Grad-Grenze kratzt, so ist man im Grenchner Werkhof auf den ersten Schneefall eingestellt. Denn eines ist sicher: Der nächste Winter kommt bestimmt.

www.grenchen.ch

 

So viel zum Salz

Im Kampf gegen Glatteis haben die Werkhöfe einen langjährigen Verbündeten: Taufix. Das Streusalz, das von den Schweizer Salinen produziert wird. An den drei Standorten Bex (VS),  Riburg (AG) und Schweizerhalle (BL) werden im Jahr zwischen 400 000 und 600 000 Tonnen Salz produziert. Dank einer hohen Lagerkapazität (260 000 Tonnen) und Lagerung in zahlreichen privaten Lagern in der ganzen Schweiz kann Schweizer Salinen auch in einem ausserordentlich harten Winter eine konstante Versorgung mit Streusalz gewähren. Schweizer Salinen vertreiben Salz bereits seit über 450 Jahren.
Salz wird nicht natürlich nicht nur für als Streusalz verwendet, Schweizer Salinen liefern auch Salz für Lebensmittel, Alltagsprodukte, für die Landwirtschaft und Industrie. Das Unternehmen ist ausschliesslich im Besitz der Kantone und des Fürstentums Liechtenstein.  (jw)